Unsere wesentliches Prinzip bei der Auswahl des richtigen Prothesentyps für Sie ist es, soviel als möglich Ihres natürlichen Kniegelenks zu erhalten.
Heute stehen uns eine Vielzahl unterschiedlicher Knieprothesenmodelle zur Verfügung. Wir versuchen möglichst nur den Teil des Gelenkes zu ersetzen, der tatsächlich einen schmerzhaften Verschleiss aufweist. Dies hat den Vorteil, dass dadurch der Eingriff selbst kleiner ausfällt, die Komplikationsrate sinkt, wichtige Bandstrukturen in ihrem Kniegelenk erhalten werden können und sich damit der Bewegungsablauf im Knie natürlicher funktioniert. Mit einer Teilprothese kann oft eine raschere Mobilisation und ein natürlicheres Gelenkgefühl mit dem Kunstgelenk erreicht werden.
Je nach Arthrose-Situation stehen unterschiedliche Prothesentypen zur Verfügung, wie unten schematisch aufgezeigt. Diese unterscheiden sich im Wesentlichen nach zwei Kriterien:
- Teilprothese gegenüber Totalprothese: Bei der Teilprothese wird nur ein bestimmter Teil des Gelenkes ersetzt, bei der Totalprothese das ganze Gelenk. Teilprothesen sind innen, aussen, im Gleitlager der Kniescheibe oder kombiniert erhältlich.
- Stabilitätsgrad der Totalprothesen: Bei den Totalprothesen wird zwischen einem reinen Oberflächenersatz, bei dem die Bewegung weiterhin durch Ihre Bänder und Muskeln stabilisiert wird, gegenüber einer gekoppelten Prothese unterschieden, welche die Funktion der Bandstrukturen unterstützen oder übernehmen kann.
Die Prothesenwahl hängt von folgenden entscheidenden Fragen ab:
- Welche Teile des Kniegelenkes sind betroffen?
- Sind die Bandstrukturen (Seiten- und Kreuzbänder) stabil und intakt?
- Liegen Fehlstellungen oder Knochendefekte vor, die korrigiert werden müssen?
Die Knie-Teilprothese
Nach den neusten Daten aus dem Schweizer Prothesenregister SIRIS hat unsere Praxis mit einem hohen Anteil an Teilprothesen eine tiefere Revisionsrate gegenüber der durchschnittlichen Schweizer Revisionsrate von Totalprothesen.
Die Praxis articon zählt Landesweit zu den Spezialzentren für Knie-Teilprothesen, also den gezielten Ersatz nur des betroffenen Gelenkanteils bei einer Kniearthrose. Wenn immer möglich versuchen wir, mit einer Teilprothese auszukommen. In unserer täglichen Praxis werden seit Jahren über 40% der Patientinnen und Patienten so versorgt.
Nach der wissenschaftlichen Datenlage hat dies zahlreiche Vorteile für die Patientinnen und Patienten:
- Kleinerer Eingriff mit rascherer Rehabilitation
- Weniger Komplikationen
- Natürlichere Kniefunktion (Erhalt der Kinematik)
- Höhere Patientenzufriedenheit
Allerdings müssen einige Kriterien erfüllt sein, damit dies auch erfolgreich gelingt:
- Beide Kreuzbänder müssen intakt sein
- Keine Bandinstabilität
- Keine schwere Bewegungseinschränkung
Die häufig geäusserte Meinung, dass Teilprothesen nicht so lange halten würden wie Totalprothesen, ist wissenschaftlich nicht bestätigt. Richtig ist, dass nach Teilprothesen das Risiko einer Revisionsoperation (Zweit-Operation) erhöht ist. Neue Daten zeigen jedoch klar, dass dies vor allem mit chirurgischen Abweichungen zusammenhängt und in der Frühphase nach der Operation zur Revision führt. Frühversagen hängen mit der Erfahrung des Operateurs in der Teilprothetik, also direkt mit der Eingriffszahl zusammen. Deswegen stellt unsere Sub-Spezialisierung auf die Teilprothetik einen wesentlichen Erfolgsfaktor für ein gutes Resultat mit möglichst kleiner Revisionsrate dar. Durch den konsequenten Einsatz der Roboter-Unterstützung in unserer Praxis können wir sogar zeigen, dass die Teilprothese bei richtiger Indikation ein geringeres Re-Operationsrisiko hat, als die Totalprothese.
Kombinierte Teilprothesen
Sind mehr als ein Gelenkabschnitt betroffen, die Kreuzbänder aber noch intakt, können verschiedene Teilprothesen auch miteinander kombiniert werden.
In unserer Vorstellung besteht das Kniegelenk aus drei Kompartimenten: Innen, aussen und das Kniescheibengelenk. In diesem Konzept der Kombinationstherapie wird selektiv die Oberfläche der jeweils betroffenen Gelenkabschnitte ersetzt – je nach individueller Situation. Wie bereits erläutert, können – im Gegensatz zur Totalprothese, die alle drei Gelenkabschnitte mit einem Implantat ersetzt – beide Kreuzbänder des Kniegelenkes erhalten werden. Dadurch bleibt der natürliche Bewegungsablauf besser erhalten und das Knie behält seine angestammte Stabilität und die Propriozeption, was zu einem normaleren Gelenkgefühl führt. Ausserdem kann dieses Verfahren als Knochensparend angesehen werden. Grundvoraussetzungen für eine derartige Versorgung ist eine intakte Bandstabilität.
Da die exakte Implantation und Abstimmung der einzelnen Prothesenteile bei der kombinierten Teilprothetik technisch sehr anspruchsvoll ist, bieten wir dies aktuell stets in Kombination mit der MAKO Roboter-Technologie an. Diese garantiert die passgenaue individuelle Positionierung der Implantate im Knochen.
Operation und Rehabilitation der kombinierten Teilprothese bei der ersten Operation ähnelt eher demjenigen einer Totalprothese, wobei das Ergebnis wie beschrieben funktionell oft überlegen ist.
Knie-Totalprothese
Im Gegensatz zur Teilprothese werden bei der Knie-Totalprothese alle Bereiche des Kniegelenkes ersetzt, also die Innenseite, die Aussenseite und die Gleitfläche der Kniescheibe.
Diese Behandlung ist sinnvoll für Patientinnen und Patienten, bei denen mehrere Teile des Gelenkes betroffen sind oder bei denen das vordere Kreuzband gerissen ist. Das trifft auf etwa die Hälfte unserer Patientinnen und Patienten zu.
Die moderne Knie-Totalprothese ist heute ähnlich der Teilprothese im wesentlichen ein Oberflächenersatz des defekten Knorpelbelags. Dies bedeutet, dass am Ober- und Unterschenkel für die Prothesenteile aus Metall und Kunststoff je etwa 8-9 mm Knochen entfernt und durch die Prothese ersetzt werden.
Im Unterschied zur Teilprothese muss bei der Totalprothese meistens das vordere Kreuzband entfernt und durch den Prothesenmechanismus kompensiert werden. Wir verwenden sogar überwiegend Prothesen, die beide Kreuzbänder ersetzen, da das hintere Kreuzband seine natürliche Funktion bei liegender Prothese und fehlendem vorderem Kreuzband oft nicht adäquat erfüllen kann. Teilweise berichten die Patientinnen und Patienten über ein Klicken in ihrem Gelenk, das durch diesen Kreuzbandersatz-Mechanismus bedingt ist. Das Klicken kann stören, ist aber harmlos.
Die Patientinnen und Patienten bemerken den wesentlichen Unterschied der Total- zur Teilprothese im Alltag häufig nicht. Nach erfolgreicher Rehabilitation zeigt sich eine nahezu gleichwertige Alltagsfunktion. Bei höheren funktionellen Belastungen wie beim Sport sind Unterschiede messbar.
Durch die hohe Standardisierung der Operationstechnik hat die Versorgung mit einer Totalprothese geringe Re-Operationsrisiken.
Gekoppelte Knie- Totalprothesen
Bei starken Fehlstellungen oder Instabilitäten, etwa nach Unfällen oder langjährigen Erkrankungen, reicht ein reiner Oberflächenersatz oft nicht aus. In solchen Fällen nutzen wir gekoppelte oder teilgekoppelte Prothesen, die die Seitenbänder am Knie unterstützen oder ersetzen.
Diese Prothesen stabilisieren das Knie über einen Zapfen- oder Scharniermechanismus und sind oft bei X-Beinarthrose im Alter im Einsatz.
Wegen der höheren Kraftübertragung sind gekoppelte Prothesen zusätzlich mit Stielen im Knochen verankert. Die modernen, modularen Systeme erlauben dabei eine individuelle Anpassung an Größe und Stabilität.
Da sie mehr Führung bieten, wirkt die Kniebewegung weniger natürlich und kann zu Einschränkungen führen. Verschleiß und Lockerungsraten sind zudem etwas erhöht, weshalb gekoppelte Prothesen nur eingesetzt werden, wenn anders keine ausreichende Stabilität erreicht werden kann.